Sonntag, 18. Mai 2014

Karibik here we are!


Nach Tikal (den Artikel schulde ich euch noch, aber wegen grottiger Internetverbindung ist der Bilderupload kaum  moeglich, kommt aber noch) haben wir den Weg nach Belize unter die Raeder genommen mit Ziel San Ignacio. 85 km warteten da auf uns. Die knapp 60 km bis zur Grenze kommen wir gut durch, trotz etlicher Anstiege und vieler Hoehenmeter und erholen uns bei einem guten Mittagessen und einer anschliessenden Siesta ersteinmal.
Auch der Grenzuebergang danach ist problemlos, die Hauptschwierigkeit besteht darin, die Leute wieder auf englisch und nicht mehr auf spanisch anzusprechen. Aber das ist nicht das einzige, was sich direkt mit dem Schlagbaum an der Grenze aendert. Eigentlich aendert sich alles. Von den Belizedollars laechelt die Queen und die Preise naehern sich gefaehrlich denen des europaeischen Kontinentes an, waehrend die afrikanischen Wurzeln der Leute offensichtlich sind. Eine andere Welt die wir beradeln. Leider auch anderer Asphalt und die Qualitaet des selbigen ist dem Preisniveau entgegengesetzt. So holpern wir die letzten 20 km weiter. Ueberwiegend bergauf, ueberwiegend bei Gegenwind, ueberwiegend in der Sonne. So gut die ersten 60km zu machen waren, so schlecht gehts am Ende. Relativ genervt rollen wir dann in San Ignacio ein, welches aber wirklich ein nettes Staedtchen ist.

Hier werden wir drei Naechte verbringen, was auch einen organisatorischen Hintergrund hatte. Wir mussten mit Visa, Western Union und unserer Bank telefonieren, da unsere Kreditkarten scheinbar ein Eigenleben begannen und schonmal in Mexiko Geld abgehoben hatten. Dabei sind wir doch noch garnicht soweit. Tztz. Long story short, an einem Automaten in Guatemala wurden unsere Kartendaten abgegriffen und Klonkarten hergestellt. Viel Geld war nicht weg und wird von der Bank auch ersetzt, aber viel Rennerei (Polizei, diverse Geldautomaten auf der Suche nach einem EC-Karten tauglichen Automaten, Westernunion Partner, um kurzfristig an Geld zu kommen) war notwendig, sowie etliche Telefonate. Mittlerweile halten wir aber eine Ersatz Visakarte in Haenden, die uns DHL nach Dangriga (unserer naechsten Station)geliefert hat und alles ist gut.

Ausserdem liess sich von San Ignacio ein schoener Tagesausflug machen, bei dem man mit einem Kanu durch eine ziemlich beeindruckende Hoehle gleitet, die schon die Maya damals nutzten und als Tor zur Unterwelt -Xibalba- ansahen.

\Weiter gings dann in zwei sehr schoenen und genauso anstrengenden Etappen ueber den Hummingbirdhighway (Highway heisst hier jede Strasse, die ueber eine Art Asphalt verfuegt und davon gibt es gerade mal vier im Lande!) runter an die Kueste. Zunaechst durch dichten Regenwald, der links und rechts die Strasse saeumt im Steten auf und ab. Manch einer der Huegel, die wir passieren koennte auch noch ueberwucherte Mayapyramiden verbergen, so unser Eindruck. Dazwischen immer wieder einzelne leuchtend gelbe Baueme, die so garnicht in die tausenden Variationen des Gruen passen wollen. Gegen Mittag erreichen wir Armenia, ein kleines Dorf in dem wir bei einer Familie als "homestay" unterkommen, sprich wir bekommen ein Zimmer (welches einer der Soehne flink raeumen musste) Abendessen und Fruehstueck.
Und dazu das Gefuehl zurueck in Guatemala zu sein. Kein Wunder, sind wir doch in einem Ort, der ueberwiegend Fluechtlingen aus Guatemala als neue Heimat dient. Gerade mal knapp 30 Jahre sind seit dem "Buergerkrieg" vergangen, dem besonders die indigene Bevoelkerung Guatemalas zum Opfer fiel. Und hier in dem Dorf und auch in dem Haus, dass nicht mehr als eine Bretterbude ist, treffen beide Welten aufeinander. Die Eltern sprechen nur spanisch, die angesprochene Bretterbude passt so gar nicht nach Belize, wohl aber der grosse Fernseher, der in dem wackligen Regal steht und die (erwachsenen) Kinder, die neben spanisch auch fliessend englisch sprechen und vor allem in der Tourismusbranche arbeiten und entsprechend gutes Geld verdienen.
Am naechsten Tag verabschieden wir uns frueh und nehmen uns die letzten 80km bis zur Kueste vor. Es folgen weitere Berge und Taeler die einem zwischen Fluchen und Staunen wechseln lassen. Emotionen koennen beim radeln sehr nah bei einander liegen und entsprechend schnell zwischen Euphorie und Aerger hin und her pendeln. Am Ende der Etappe pendeln wir uns dann ein bischen beim Aerger fest. Was aber wohl nicht nur an der Etappe im speziellen liegt, sonder daran dass nach ueber 1800km momentan einfach ein bisschen die Luft raus ist und dass obwohl wir noch immer nicht einen Platten hatten (Marathon spezial sei Dank).
Aber alles halb so schlimm! schliesslich sind wir gerade an die Karibik geradelt!
Nachdem wir ja schon einmal mit dem Kanu den Rio Dulce runter bis in die Karibik gepaddelt waren, dann aber mit unserern Raedern den Weg nach Tikal eingschlagen hatten, sind wir jetzt entgueltig an dem Ort angekommen, der wie kaum ein anderer unweigerlich Bilder von weissen Straenden, Palmen, tuerkisfarbenem Wasser, Pina Coladas und ein paar Piraten heraufbeschwoert.
Also nicht der schlechteste Ort, um ein paar Tage das Rad einzumotten.
Allerdings nicht unbedingt in Dangriga unserer ersten Station an der Karibik.
Aufgwuehltes Meer, schlammiger Grund, Autoreifen am Strand, Schrottautos vor unserer Huette, eine zienlich heruntergekommene Stadt und Leute die nicht entspannt abzuhaengen scheinen, sondern eher rumlungern. Diese Bilder sieht man dann eher selten in Prospekten.
Dafuer lernen wir hier noch drei nette Iren kennen, die gerade ihr Medizinstudium abgeschlossen haben und ebenfalls mit dem Rad unterwegs sind. In sieben Wochen wollen sie runter nach Costa Rica radeln.
Nachdem wir dann nach zwei Tagen unsere heiss ersehnte Kreditkarte in Haenden halten, ist es auch hoechste Zeit weiter zu ziehen nach Hopkins, einem kleinen Dorf dass sich gerade noch in einem Zwitterzustand befindet. Noch urpruengliches Fischerdorf aber gleichzeitig schon Touristenort. Wobei der Dorfcharakter (noch?) die Oberhand behaelt, weshalb ich auch gerade in einem Wohnzimmer bei einer Familie an einem Laptop sitze, statt in einem Internetcafe.
Hier laesst es sich schonmal ziemlich gut aushalten. Hier treffen wir uns auch nochmal mit den Iren, trinken das eine oder andere Bier und tauschen Geschichten aus. Am Ende schaffen sie es sogar Manu und mich, davon zu ueberzeugen einen KaraokeSong zum besten zu geben, nachdem sie ebenfalls schon zum Mikro gegriffen hatten. Wird ein wirklich lustiger Abend und es zeigt sich mal wieder, dass den Iren das Singen im Blut liegt.

Und morgen werden wir zum Glovers Reef aufbrechen. Ein Atoll, dass ca zwei Bootsstunden vor der Kueste Belizes liegt. Eine kleine Huette ueber dem Wasser direkt ueber dem Riff wird fuer eine Woche unser neues zu Hause. Kein Strom. Kein Telefon. Dafuer Kokosnuesse for free. Eine kleine Kueche. Haengematten. Schnorcheln, Tauchen. Weisser Strand. Palmen. Rum. Zeit.
Robinson laesst gruessen.

Wir melden uns!

Auf nach Belize


Xibalba is waiting!






Markt in San Ignacio


Speisekarte

Unser Homestay in Armenia

Auf dem Hummingbirdhighway

Unseren ersten Karibikstrand hatten wir uns anders vorgestellt!

Dangriga wirkt ab und zu fast postapokalyptisch

Na also geht doch!Echtes Karibikfeeling in Hopkins

Unsere irischen Radfreunde



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